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BCFC zwitschert:

The Blues in Europe: 1960/61

Gil Merrick: Vom Tor auf die Trainerbank

Gil Merrick
Gil Merrick (www.bcfc.com).

Der 3. Messestädte-Pokal war der erste, der in einer einzigen Saison ausgespielt wurde. Und wieder war Birmingham City am Start.

 

Und das mit einem neuen Manager. Gil Merrick, die Torwart-Legende der Blues, war ab sofort verantwortlich für die sportlichen Geschicke der Blues. Und die begannen im August 1960 zunächst einmal sehr positiv. In diesem Monat blieb seine Elf ungeschlagen und fand sich auf dem 4. Tabellenplatz in der Liga wieder, doch dieser Höhenflug endete bei fünf Niederlagen aus den nächsten acht Spielen schnell.

 

Abwechslung brachte da der Auftakt in die europäische Saison. Gegner in der ersten Runde waren die Ungarn von Ujpest Dosza Budapest. Das Hinspiel fand am 19. Oktober 1960 im heimischen St. Andrew's statt.

 

Boss Merrick, der die Ungarn zuvor bei einem Ligaspiel beobachtete, warnte seine Mannschaft vor der Stärke der Magyaren. Doch es bedurfte erst eines Weckrufs durch die Gästeführung in der 15. Minute, bevor die Blues wussten, was sie in dieser 1. Runde erwarten würde. Noch vor der Pause konnte Johnny Gordon ausgleichen. Aber schon vier Minuten nach dem Wechsel gingen die Ungarn erneut in Führung. Gordon Astall besorgte zunächst den erneuten Ausgleich, bevor erneut Gordon mit seinem späten Treffer (83. Minute) den mühsamen 3:2 (1:1)-Sieg der Blues unter Dach und Fach brachte.

 

Kurioses am Rande: in den Wettbewerbsbestimmungen stand, dass ausschließlich der Torhüter ausgewechselt werden durfte.

 

19.10.1960: Blues - Ujpest Dosza Budapest 3:2 (1:1)

Blues: Schofield, Farmer, Allen, Watts, Sissons, Neal, Hellawell, Rudd, Gordon (2), Singer, Astall (1).
Ujpest Dosza: Torok, Rajna, Varhidi, Gyorvari, Borsanyi, Szini, Szusza, Jagodics, Gorocs, Kuharszky, Bencsics.

Zuschauer: 23.381

"Blues News" - Das offizielle Stadionmagazin zum Spiel Birmingham City - Ujpest Dosza Budapest
Match Programme
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Viel Mühe im Rückspiel

Das Fernec Szusza Stadion in Budapest
Das Ferenc Szusza Stadion heute (Foto: www.worldofsoccer.com)

Ähnlich mühsam verlief das Rückspiel in Budapest genau eine Woche später. Zwischen beiden Spielen lag eine üble 2:6-Pleite im Villa Park. Dazu kam, dass die Ungarn anders wie im Hinspiel auf ihren Star Ferenc Szusza, nachdem im Jahr 2003 sogar das Vereinsstadion benannt wurde, zurückgreifen konnten. Und genau dieser Szusza war es, der den Rückstand aus dem Hinspiel mit seinem Treffer in der 60. Minute egalisieren konnte. 20 Minuten vor Schluss wurde dann auch noch der zweifache Torschütze aus dem Hinspiel, Johnny Gordon, vom Platz gestellt. Doch mit zwei Treffern in der Schlussphase (85. und 90. Minute) schossen Billy Rudd und Jimmy Singer die Blues doch noch in die nächste Runde.

 

26.10.1960: Ujpest Dosza Budapest - Blues 1:2 (0:0)

Ujpest Dosza: Torok, Rajna, Szurari, Szini, Varhidi, Borsanyi, Jagodics, Kuharszky, Szusza, Pataki, Horvath.
Blues: Schofield, Farmer, Allen, Watts, Smith, Neal, Hellawell, Barlow, Gordon, Singer (1), Rudd (1).

Zuschauer: 25.000

 

 

Leidenschaftliche Amateuere aus Dänemark

Das Logo des Boldklub Kopenhagen
(Quelle: www.wikipedia.de)

Von vielen Fußballfreunden belächelt wurde der nächste Gegner der Blues. Zwar wurde der Boldklub Kopenhagen bereits im Jahr 1876 gegründet (und ist damit einer der ältesten Fußballvereine außerhalb Großbritanniens). Die Mannschaft des Boldklub bestand aber ausschließlich aus Amateuren. Doch Coach Gil Merrick traute dem Braten nicht und entschloss, sicherheitshalber zur Spielbeobachtung nach Dänemark zu reisen.

 

Und das zu Recht, denn schon im Hinspiel in der Hauptstadt Dänemarks hatten es die Blues mit leidenschaftlich kämpfenden Gastgebern zu tun. Selbst von der 4:2-Führung der Gäste ließen sich die Skandinavier nicht entmutigen und erzielten in der Schlussphase noch zwei Tore zum 4:4-Endstand gegen die Profis aus England. Leider spendeten gerade einmal 2.000 Zuschauer ihrer Mannschaft Applaus. Da dieses Spiel live im kompletten skandinavischen TV-Raum übertragen wurde und der Anstoß bereits nachmittags erfolgte, blieben die erhofften 20.000 Zuschauer aus.

 

Stark in der Kritik stand Blues-Keeper Colin Withers. Der Reserve-Torhüter musste bereits ein paar Tage zuvor beim 0:6 in Tottenham ein halbes Dutzend Gegentore verkraften. Und auch beim 4:4 in Kopenhagen sah der 20-jährige manches Mal nicht gut aus. Doch er erhielt die volle Rückendeckung von Gil Merrick, der für die Patzer seines jungen Keepers eine Begründung hatte: "Das war das schlechteste Flutlicht, welches ich jemals erlebt habe. Und der Ball war mit Schlamm bedeckt."

 

23.11.1960: Boldklub Kopenhagen - Blues 4:4 (1:1)

Kopenhagen: Jensen, Helbrandt, Poulsen, Krog, Kjoge, Busk, Clausen, Ravn, Torstensen, Sorensen, Mortensen.
Blues: Withers, Farmer, Allen, Watts, Smith, Neal, Hellawell, Gordon (2), Singer (2), Bloomfield, Taylor.

Zuschauer: 2.000

 

Im Rückspiel machten die Blues allerdings kurzen Prozess mit den überforderten Amateuren aus Kopenhagen. Mit drei Toren in vier Minuten wurde das Fundament für den 5:0 (3:0)-Erfolg bereits in der ersten Halbzeit gelegt. Der kurz zuvor vom FC Everton verpflichtetet Stürmer Jimmy Harris traf bei seinem Debüt.

 

07.12.1960: Blues - Boldklub Kopenhagen 5:0 (3:0)

Blues: Withers, Farmer, Allen, Watts, Smith, Neal, Hellawell (1), Stubbs (2), Harris (1), Bloomfield (1), Taylor.
Copenhagen: Jensen, Helbrandt, Poulsen, Krog, Kjoge, Petersen, Clausen, Ravn, J Sorensen, O Sorensen, Mortensen.

Zuschauer:

"Blues News" - Das offizielle Stadionmagazin zum Spiel Birmingham City - Boldklub
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Halbfinale gegen Inter - Wiedersehen mit Herrario

Eine historische Fußballaufnahme
Ein leeres San Siro-Stadion hielt die Gäste nicht ab, für einen historischen Triumph zu sorgen (Quelle: www.bcfc.com).

Im Halbfinale wartete keine geringere Mannschaft als Inter Mailand auf die Blues. Kurios: Inters neuer Trainer hieß Helenio Herrario. Jener Trainer also, der genau ein Jahr zuvor noch Trainer von Birminghams Finalgegener FC Barcelona war...

 

Doch Italiens Gigant wackelte zuletzt und verlor fünf Meisterschaftsspiele in Folge. Diese Schwächeperiode setzte sich (zum Glück...) auch gegen Birmingham fort. Und noch ein Fakt spielte den Engländern in die Karten. Nach einem veritablen Sturm am Vortag herrschten auf dem Rasen im San Siro fast englische Verhältnisse.

 

Und das alles nutzten die Blues aus, um zu einem historischen Triumph zu gelangen. Denn nach 90 aufregenden Minuten gelang der Elf von Gil Merrick ein 2:1 (2:0)-Erfolg in einem leider nur mit 22.000 Zuschauern gefüllten San Siro. Bereits nach zwölf Minuten besorgte Harris die Führung für die Gäste, die dank eines Eigentores fünf Minuten vor der Halbzeit noch ausgebaut werden konnte. Der Gegentreffer des Ex-Charlton-Spielers Eddie Firmani in der 78. Minute reichte für die Gastgeber nicht mehr. Die durften sich eine ordentliche Standpauke ihrer eigenen Fans anhören. Das sorgte bei den englischen Verantwortlichen für Kopfschütteln, so auch bei Gil Merrick: "Dies zeigt, welch fantastische Fans wir haben. Auch die sind oft enttäuscht, zeigen dies aber nicht so wie diese Italiener."

 

Es sollte 43 Jahre dauern, bis ein weiterer britischer Club (Arsenal gewann dort im Jahr 2003 mit 5:1) im San Siro gewinnen konnte!

 

19.04.1961: Inter Mailand - Blues 1:2 (0:2)

Inter: Da Pozzo, Picchi. Gatti, Bolchi, Guarneri, Balleri (og), Bicicli, Corso, Firmani, Masiero, Morbello.
Blues: Withers, Farmer, Allen, Hennessey, Smith, Neal, Hellawell, Gordon, Stubbs, Harris (1), Bloomfield, Orritt.

Zuschauer: 22.000

 

Viel Hoffnung und ein neuer Spieler

Bertie Auld
Bertie Auld (Quelle: www.bcfc.com)

Mit viel Hoffnungen und einem neuen Spieler gingen die Blues das Rückspiel an. Flügelstürmer Bertie Auld wechselte am 1. Mai 1961 vom Celtic-Park ins St. Andrew's. Ganze zwei Tage später stand er im Halbfinal-Rückspiel eines europäischen Pokalwettbewerbs in der Startelf gegen Inter Mailand. Nicht der schlechteste Einstand bei einem neuen Club...

 

Und Berties Einstand konnte sich sehen lassen, denn der Neuzugang hatte mit zwei Torvorlagen entscheidenden Anteil an dem erneuten 2:1 (1:0)-Erfolg der Blues gegen Inter und dem damit verbundenen Finaleinzug. Bereits nach zwei Minuten musste Inter-Keeper Lorenzo Buffon (ein Cousin des Großvaters von Gianluigi Buffon) hinter sich greifen, denn Jimmy Harris hatte getroffen. Der gleiche Spieler sorgte nach etwas über eine Stunde mit seinem 17. Saisontor (zur Erinnerung: Harris kam erst während der Saison zu den Blues!) auch für das 2:0 und damit für die Vorentscheidung. Der Schwede Bengt Longskog sorgte noch für Inters Anschlusstreffer, der aber nichts daran änderte, dass Birmingham City nach nur einem Jahr erneut in das Finale des Fairs-Cups einzog.

 

Auf den Gegner mussten die Blues noch eine Woche warten. Denn im zweiten Halbfinale zwischen Hibernian Edinburgh und AS Rom stand es nach zwei Spielen 5:5. Im dritten Spiel machte die Roma mit einem 6:0-Erfolg alles klar.

 

03.05.1961: Blues - Inter Mailand 2:1 (1:0)

Blues: Schofield, Farmer, Allen, Hennessey, Smith, Neal, Hellawell, Orritt, Harris (2), Bloomfield, Auld.
Inter: Buffon, Gatti, Facchetti, Bolchi, Guarneri, Balleri, Rancati, Lindskog, Firmani, Morbello, Masiero.

Zuschauer: 30.000

 

Das Finale fand erst in der nächsten Saison statt

Mannschaftsfoto von Birmingham City aus dem Jahr 1961
Die Blauen vor den Finalspielen gegen den AS Rom (Quelle: www.bcfc.com).

Die Finalspiele um den Fairs Cup fanden im September und Oktober 1961 statt, also nach dem Start der neuen Spielzeit 1961/62. Das Hinspiel zwischen Birmingham City und dem AS Rom war auf den 27. September 1961 im St. Andrew's angesetzt. Zum Entsetzen der Vereinsverantwortlichen hatte der englische Fußballverband 48 Stunden vor diesem wichtigen Spiel das Ligapokalspiel gegen Swindon Town angesetzt, welches die Blues prompt verloren. Zudem verletzte sich Verteidiger Trevor Smith in diesem Ligapokalspiel, so dass er gegen Rom nur Zuschauen durfte. Auch die Ergebnisse in der Meisterschaft mit zuletzt elf Spielen ohne Sieg ließen das Schlimmste gegen die Hauptstädter Italiens befürchten.

 

Doch die Blues legten vor 21.000 Zuschauern los wie ein Orkan. Angriff auf Angriff rollte auf das römische Tor zu, doch Gästekeeper Fabio Cudicini wuchs in diesem Spiel über sich hianus und verhinderte mit mehreren Glanzparaden die Führung der Blues.

 

Deren mangelhafte Chancenverwertung rächte sich fürchterlich, denn Romas argentinischer Stürmer Pedro Manfredini sorgte mit seinen Treffern in der 30. und 56. Minute für Entsetzen bei den Brummies. Doch der fulminante Endspurt der Blues wurde mit den Treffern von Mike Hellawell und Bryan Orritt belohnt. Der Endstand von 2:2 ließ für das Rückspiel in zwei Wochen hoffen.

 

27.09.1961: Blues - AS Rom 2:2 (0:1)

Blues: Schofield, Farmer, Sissons, Hennessey, Foster, Beard, Hellawell (1), Orritt (1), Harris, Bloomfield, Auld.
Roma: Cudicini, Fontana, Corsini, Giuliano, Losi, Carpanesi, Orlando, Da Costa, Manfredini, Angelillo, Menichelli.

Zuschauer: 21.000

 

Späte Entscheidung: Wieder "nur" zweiter Sieger

Wie schon vor dem Hinspiel gab es auch vor dem Rückspiel im Olympiastadion zu Rom eine Hiobsbotschaft. Bertie Auld trat die Reise nach Italien verletzungsbedingt erst gar nicht an. Und die Heimstärke der Roma - alle Saisonspiele zu Hause konnten bis hierher gewonnen werden - sorgte ebenfalls für Respekt bei den Gästen.

 

Das Spiel hatte bereits in der ersten Halbzeit eine skandalträchtige Szene. Nach einem Zweikampf zwischen Bryan Orritt und Gianpaolo Menichelli gerieten Offizielle beider Vereine an der Seitenline aneinander. Der Schiedsrichter zitierte beide Kapitäne zu sich und so langsam beruhigten sich die Gemüter wieder.

 

Es bedurfte eines Eigentores von Mike Hellawell nach gut einer Stunde, um für die Führung der Gastgeber zu sorgen. Die Gäste aus Birmingham hatten danach noch mehrfach die Chance zum Ausgleich. Das Spiel stand auf des Messers Schneide. Der 2:0-Endstand für den AS Rom durch Paolo Pestrin fiel erst in der 90. Minute.

 

Zum zweiten Mal in Folge blieb Birmingham City damit "nur" zweiter Sieger in einem europäischen Pokalfinale.

 

11.10.1961: AS Rom - Blues 2:0 (0:0)

Blues: Schofield, Farmer, Sissons, Hennessey, Smith, Beard, Hellawell, Orritt, Harris, Bloomfield, Singer.
Roma: Cudicini, Fontana, Corsini, Losi, Carpanesi, Pestrin, Orlando, Lojacono, Manfredini, Angelillo, Menichelli.

Zuschauer: 60.00